»18 STUNDEN zur Anfechtung der Sommersonnenwende«
ein musikalisches Happening
Sa. 21.6.2015 | VON 5 BIS 23 UHR | HÖHENPARK KILLESBERG, STUTTGART
Eintritt frei
Spieler: Ensemble Klang Büro, Forum Neue Vokalmusik, WrestlingBaby NeuGott
Das Stuttgarter Klang Büro präsentiert eine 18-Stunden-Aktion im Rahmen der “KonzertReihe für aktuelle Musik” (K-R-A-M), eine Initiative des Stuttgarter Kollektivs für aktuelle Musik.
Diese Veranstaltung ist eine Zusammenarbeit von mehr als 20 Künstlern, mit drei Uraufführungen und sechs neu beauftragten Kunstwerken und wird ein einzigartiges Kunstereignis der Stadt Stuttgart sein. Durch diese Veranstaltung schafft das Klang Büro die Plattform für einen künstlerischen Austausch und eine gegenseitige Befruchtung zwischen verschiedenen Kunstformen. Künstler aus der jüngeren Generation in Stuttgart arbeiten zusammen und bringen ihre Ideen vor ein großes Publikum.
Die Begegnung mit dem Unbekannten ist die einzige Möglichkeit, sich selbst zu verwandeln. Die chinesische Philosophie – die für John Cage und die Neue Musik eine große Rolle gespielt hat – hebt das Thema der Verwandlung hervor: das Yì Jīng (alte Form: „I Ging“) befasst sich mit solchen Extremen oder Wendepunkten, in denen sich ein Geschehen in sein Gegenteil verwandelt. Ein solches Extrem ist die Sommersonnenwende: die äußerste Ausdehnung des Wachstums, das nach sechs Monaten auf den Wendepunkt trifft, an welchem sich die Zeit in ihr Gegenteil verkehrt. Dieser Wendepunkt ist also ein sensibler Zeitpunkt voller Energie, den das Klang Büro künstlerisch umsetzen wird, um ihn dem Publikum als Erfahrung der Verwandlung zugänglich zu machen.
Die Akteure beginnen um 5 Uhr morgens mit kleineren Aktionen, denen Klanginstallationen, Inszenierungen und Ausstellungen folgen, die dem Tag einen zauberhaften Charakter geben sollen. Die kleineren, teilweise versteckten Orte im Park werden mit unterschiedlichen Happenings aus verschiedenen künstlerischen Perspektiven „verwandelt“. Die Besucher können im Laufe des Tages viele unterschiedliche Aufführungen erleben und begegnen dabei immer wieder Überraschungen. Die Aktionen kulminieren gegen Mittag in einer Aufführung von Karlheinz Stockhausens „Stimmung“, einem großen Werk für Vokalensemble mit meditativem Charakter. Anschließend nimmt das Publikum an John Cages „Musicircus“ teil, wobei einzelne Personen, Ensembles oder Gruppen aus dem Publikum dazu eingeladen werden, gemeinsam gleichzeitig unterschiedliches Repertoire zu spielen. Nach diesem Höhepunkt auf der Freilichtbühne bringen wir das Publikum wieder hinaus in den Park, zu einem „Nachtkonzert“ um 21 Uhr auf der Kunststation „Veranstaltungsmulde“ an der Wartbergseite. Hier werden eher zart reflektierte Stücke gespielt, die besondere innere Erfahrungen ermöglichen. Um 23 Uhr kommt die Veranstaltung zum Abschluss.
Das 18-Stunden-Happening stellt die Spannungsfelder zwischen Aufführungen im Freien und in Räumen, zwischen alltäglicher Umwelt und Kunstgegenstand und unterschiedliche Perspektiven zeitlicher Wahrnehmung in den Vordergrund. Die Nebeneinanderstellung von Ferne und Nähe, Absicht und Zufall, Installation und Aktion ermöglicht neue Formen der musikalischen Aufführungspraxen und provokative Auseinandersetzungen mit der gerade entstehenden Kunst. Die verschiedenen parallelen Ereignisse finden von kurz nach Sonnenaufgang bis spät in die Nacht statt und präsentieren dem Publikum ein fokussiertes und facettenreiches Kulturerlebnis. Der Austausch zwischen Schauspiel, den Bildenden Künsten und Musik fördert medienübergreifende Veranstaltungskonzepte und einen aktiven Austausch in dieser jüngeren Szene.
Der Höhenpark Killesberg wurde lange Zeit vorwiegend für Messen und Kongresse der Stadt genutzt. Dieses Festival erweckt den Park wieder als Begegnungsstätte der Künste, als einen Ort, an dem sich das Publikum unmittelbar mit den kulturellen Angeboten der Region auseinandersetzen kann und Zugang zu den neusten und am weitesten fortgeschrittenen ästhetischen Ideen bekommt. Durch die Begegnung mit diesem „transformierten“ Park erfährt das Publikum den öffentlichen Raum als zauberhaftes, surreales und wandelbares Umfeld, das die Grenzen zwischen dem Alltäglichen und dem Ästhetischen aufbricht.
Das Klang Büro bietet einem breiten Publikum die Möglichkeit, neuste künstlerische Ideen kennenzulernen – auch einem Publikum, das nicht unbedingt Konzerte für Neue Musik oder die neuesten Kunstausstellungen besuchen würde. Damit wird die Kunst der Avantgarde auch Teil des alltäglichen Lebens.
Kontakt und weitere Infos: 18stunden.de